Fantastisches Remake… mehr aber auch nicht
In der Neuauflage von Die Schöne und das Biest verkörpert Emma Watson die Disney-Prinzessin Belle. Ob sich ein erneuter Besuch des verwunschenen Schlosses lohnt, lest ihr hier.
Der Zeichentrick-Klassiker Die Schöne und das Biest ist einer der populärsten Disney-Filme aller Zeiten. Einerseits lieferte das animierte Musical mit der warmherzigen und intelligenten Belle ein Vorbild für viele jungen Mädchen, andererseits verzauberte es auch die Herzen der Academy-Mitglieder. So war die Nacherzählung des französischen Märchens La Belle et la Bête der erste Animationsfilm überhaupt, der eine Oscarnominierung als Bester Film bekam.
Nachdem die Restaurateure von Disney mit The Jungle Book bereits letztes Jahr einen angestaubten Klassiker in ein zeitgemäßes Gewand packten, holten sie anschließend Die Schöne und das Biest aus der Vitrine. Etwas verwunderlich ist das schon. Denn Das Dschungelbuch aus dem Jahr 1967 hat bereits ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Dagegen wirkt das 1991 erschienene Abenteuer der Disney-Prinzessin Belle noch recht jugendlich und frisch. Eine Anti-Aging-Kur in diesem Alter ist meines Erachtens höchst fragwürdig. Für mich Grund genug, die Realverfilmung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nicht alles, was glänzt, ist auch aus Gold…
…sondern meist aus CGI. Zumindest im Falle von Die Schöne und das Biest. Denn obwohl die Neuauflage oftmals unter dem Schlagwort Realverfilmung auftaucht, ist noch lange nicht alles echt. Detailreich gestaltete Schauplätze verschmelzen mit computergenerierten Szenerien und sorgen so für ein ganz spezielles Märchenfeeling. Während wir in Belles Heimatdorf das rege Treiben auf dem Marktplatz mit echten Darstellern und farbenfrohen Kostümen bestaunen können, wirkt das am Computer entstandene Schloss des Biests hingegen mysteriös und schabt an der Grenze zwischen Traum und Realität.

Manchmal begibt sich der Film sogar in gänzlich animierte Sphären, wenn zum Beispiel der Kronleuchter Lumière sein berühmtes Stück „Be our guest“ zum Besten gibt. Vor allem diese Sequenzen, bei denen das verwunschene Dienstpersonal des Biestes im Mittelpunkt steht, sind wunderbar anzusehen. Wie die Effektzauberer aus dem Hause Disney dem Mobiliar des Schlosses Leben einhauchen, ist einfach nur magisch.
Die gute Seele des Films
Dass ich dem Zauber von Die Schöne und das Biest erneut erliege, dafür sorgt letztendlich der hervorragende Cast. Fast jeder einzelne Schauspieler trifft hier absolut ins Schwarze. Ewan McGregor als Lumière und Ian McKellen als Cogsworth fangen mit ihren gewohnten Scharmützeln den Charme der Vorlage ebenso brillant ein, wie Luke Evans als selbstverliebter Gaston und Jash Gad als dessen komödiantischer Sidekick LeFou. Selbst Dan Stevens, der die alles andere als leichte Aufgabe hat, das Biest zu verkörpern, schafft den Spagat zwischen animalischem und menschlichem Wesen, zwischen unbeholfenem Zorn und schüchterner Liebe.

Und dann wäre da natürlich noch Belle. Wer könnte die belesene und pflichtbewusste Heldin von Die Schöne und das Biest besser verkörpern als Emma Watson? Die britische Schauspielerin hat ja bereits in ihrer Rolle der Hermine Granger in den Harry Potter-Filmen viele junge Mädchen inspiriert und gilt auch im realen Leben als das Musterbeispiel der modernen Frau. Emma Watson ist die gute Seele des Films, die zwischen all den anstrengenden Persönlichkeiten um sie herum einen Identifikationsanker bietet. Ob wütender Mob, schleimiger Verehrer, verrückter Vater, furchterregendes Biest oder tanzender Kronleuchter. Sie schafft es, uns heil durch diesen Wahnsinn zu geleiten, auch weil sie mit Gestik und Mimik stark an die Original-Belle aus der Vorlage erinnert.
Wenn Remake, dann so
Ich muss zugeben, dass ich keine hohen Erwartungen an Die Schöne und Biest hatte, stehe ich doch Remakes prinzipiell kritisch bis ablehnend gegenüber. Dennoch hat es die Realverfilmung geschafft, mich erneut zu verzaubern, was vor allem am herausragenden Cast und der beeindruckenden Gestaltung liegt. Die Schöne und das Biest gibt mir einfach keinen Anlass für große Kritik. Einzig und allein die Laufzeit von 129 Minuten halte ich für übertrieben, wenn ich daran denke, dass das Original dieselbe Geschichte in 84 Minuten erzählt. Zwar fügen sich die zusätzlichen Szenen gut in die bestehende Erzählung ein, für zwingend notwendig halte ich sie aber nicht.
Für alle Fans der Vorlage, die diese schon etliche Male gesehen haben, ist die Neuauflage von Die Schöne und das Biest auf jeden Fall zu empfehlen. Die Qualitäten, die das Original ausmachen, sind auch hier vorhanden, nur eben auf Hochglanz poliert und mit bekannten Gesichtern verziert. Es gibt nur wenige Remakes, denen ich eine Daseinsberechtigung zuspreche. Die Schöne und das Biest zählt sicherlich dazu.
Bilder: Die Schöne und das Biest © Walt Disney
Oscar-Chancen von Die Schöne und das Biest:
Die Schöne und das Biest hat gleich in mehreren Kategorien Chancen auf eine Nominierung. Die brillanten visuellen Effekte, das hervorragende Szenenbild und die liebevoll gestalteten Kostüme, hätten eine Ehrung verdient. Allerdings haben Remakes einen schweren Stand bei der Academy, was in Verbindung mit dem frühen Kinostart dafür sorgen könnte, dass Die Schöne und das Biest in diesen Bereichen nicht in die engere Wahl kommt. Höhere Chancen gibt es jedoch in der Kategorie Bester Song. Hier hat Dan Stevens‘ Remake-exklusive Solo-Ballade „Evermore“ gute Karten, um oben mitzumischen. Zwar ist es nicht der beste Song, den der Film zu bieten hat, allerdings gab es die meisten davon schon im Original von 1991. Damals wurden „Belle“, “Be our guest” und „Beauty and the Beast” nominiert. Letzterer Song gewann den Preis sogar.
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