Horrorfilme haben es bei der Academy nicht besonders leicht. Hier findet ihr alle Filme aus dem Gruselgenre, die in der Vergangenenheit trotzdem einen oder mehrere Oscars gewonnen haben.
Würde Get Out bei den Oscars 2018 als Bester Film nominiert werden, wäre das ein fast schon historisches Ereignis. Bisher hat die Academy nur ein einziges Mal einen Horrorfilm in die engere Auswahl zum besten Film des Jahres aufgenommen. In den gut 90 Jahren Oscar-Geschichte gab es dennoch einige Sieger in den anderen Kategorien, die ich euch in diesem Halloween-Special vorstellen möchte.
Hier findet ihr alle Filme, die einen Oscar gewonnen haben und bei IMDb den Genre Horror zugeteilt sind. Zwar ist die Genreeinteilung bei IMDb nicht immer absolut nachvollziehbar, allerdings konnte ich nicht jeden Film darauf prüfen, ob er das Label Horror tatsächlich verdient hat. Die Recherche hätte sonst den Rahmen gesprengt. Kleiner Hinweis: Die Jahreszahl hinter dem Filmtitel bezieht sich auf das Erscheinungsjahr, nicht auf das Jahr der Oscarverleihung.
Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1931)

Der erste Horrorfilm, der je einen Oscar gewann war Dr. Jekyll und Mr. Hyde. In der Verfilmung der Robert Louis Stevenson-Erzählung spielte Fredric March die Hauptrolle und bekam dafür bei der fünften Oscar-Verleihung im Jahr 1932 den Preis als Bester Hauptdarsteller. Als Wissenschaftler Dr. Jekyll entwickelt er einen Wirkstoff, der das Böse in einem Menschen freisetzen kann. Immer wenn er diesen zu sich nimmt, verwandelt er sich in eine völlig neuen Persönlichkeit, die er Mr. Hyde nennt. Während Dr. Jekyll ein anständiger Bürger ist, der stets die Normen der Gesellschaft achtet, ist Mr. Hyde ein impulsives Wesen, welches nur seinen Trieben folgt.
Phantom der Oper (1943)

Der zweite Film auf dieser Liste mag aus heutiger Sicht etwas lächerlich wirken. Doch Phantom der Oper ging 1943 tatsächlich als Horrorfilm durch. Claude Rains spielt die Titelrolle des Musikers Erique Claudin. Nachdem dieser seinen Job verliert, kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der er einen Mann tötet und sein Gesicht von Säure getroffen wird. Seitdem lebt er in den Abwasserkanälen von Paris, zeigt sich aber hin und wieder in der Oper. Dort möchte er die Karriere seiner großen Liebe fördern und greift dabei zu brutalen Mitteln. Für die starke Inszenierung bekam das Horror-Musical zwei Oscars: Beste Kamera (Farbe) und Bestes Szenenbild (Farbe). Die Einschränkung „Farbe“ kommt daher, dass es damals in den visuellen Kategorien je zwei Preise gab. Schwarzweiß- und Farbfilme hatten jeweils eigene Kategorien.
Das Bildnis des Dorian Gray (1945)

Bereits zwei Jahre später gab es einen weiteren Oscar für die Kameraarbeit bei einem Horrorfilm. Das Bildnis des Dorian Gray aus dem Jahr 1945 bekam den Preis in der Kategorie Beste Kamera (Schwarzweiß). In der Verfilmung des Oscar Wilde-Romans spielt Hurd Hatfield die Titelfigur Dorian Gray. Er ist ein junger, attraktiver Mann und hat viel Geld – eigentlich ein Grund zur Freude. Doch stattdessen quält Dorian die Angst, dies alles zu verlieren. Er möchte am liebsten für immer jung zu bleiben und sein Wunsch geht in Erfüllung. Allerdings verändert sich das Ölgemälde, welches der ewige Jungspund von sich hat malen lassen. Nicht nur altert es an seiner statt, sondern wird auch hässlicher mit jeder unmoralischen Tat, die Dorian begeht. Der Anblick seiner entstellten Fratze macht den reichen Junggesellen nur noch wahnsinniger und er begeht noch schlimmere Taten. Ein Teufelskreis.
Was geschah wirklich mit Baby Jane? (1962)

In Was geschah wirklich mit Baby Jane? treten zwei echte Hollywood-Größen gegeneinander an. Die Rivalität zwischen Joan Crawford und Bette Davis ist legendär, doch für den Psychothriller standen die beiden gemeinsam vor der Kamera. Davis schlüpft in die Rolle von Baby Jane, einem ehemaligen Kinderstar, dessen Ruhm schon längst vergessen ist. Crawford spielt deren Schwester Blanche, die als Schauspielerin große Erfolge feiert. Eines Tages kommt es zu einem mysteriösen Autounfall, bei dem Blanche querschnittsgelähmt wird. Ihre Karriere ist damit vorbei, doch der eifersüchtigen Jane ist das nicht genug. Sie nutzt die Schwäche ihrer Schwester aus und quält ihr ans Bett gefesseltes Opfer. Einen Oscar erhielt keine von beiden, auch wenn Bette Davis zumindest eine Nominierung erreichte. Stattdessen gab es den Preis in der Kategorie Bestes Kostümdesign (Schwarzweiß).
Rosemaries Baby (1968)

Wie so viele Horrorfilme beginnt auch Rosemaries Baby mit der perfekten Harmonie. Das junge Ehepaar Rosemarie und Guy Woodhouse hat sich so eben in einer geräumigen Wohnung in New York niedergelassen. Das neue Leben soll nun beginnen, alles was zum vollkommenen Glück fehlt, ist ein Baby. Der Kinderwunsch lässt auch nicht lange auf sich warten, kommt jedoch unter verstörenden Umständen: Während der Empfängnis träumt Rosemarie davon, von einem Monster vergewaltigt zu werden. Die mysteriösen Geschehnisse häufen sich und auch die freundlichen Nachbarn Minnie und Roman Castevet verhalten sich verdächtig. Rosemarie wünscht sich nichts sehnlicher als ein gesundes Baby, doch während der Schwangerschaft verschlechtert sich ihre Gesundheit dramatisch. Ruth Gordon spielt die Nachbarin Minnie und gewann dadurch den Oscar als Beste Nebendarstellerin.
Der Exorzist (1973)

Kommen wir nun zum bisher erfolgreichsten Horrorfilm bei den Oscars, zumindest in Sachen Nominierungen. Satte zehn Stück davon konnte Der Exorzist einheimsen, unter anderem als Bester Film, was bisher keinem anderen Werk aus diesem Genre gelang. Nicht nur deshalb ist Der Exorzist einer der großen Meilensteine des Horrorkinos. Die Geschichte um ein zwölfjähriges Mädchen, welches vom Teufel besessen wird, im Strahl kotzt und mit vulgären Bemerkungen um sich wirft, überzeugte Kritiker wie Kinobesucher und steht sogar als besonders erhaltenswerter Film in der National Film Registry der USA. Bei den Golden Globes gewann Der Exorzist fast alle großen Preise: Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Nebendarstellerin für Linda Blair und sogar Bester Film. Bei den Oscars hat es letztendlich nur für zwei Auszeichnungen gereicht: Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Ton.
Das Omen (1976)

Nach Rosemaries Baby und Der Exorzist vervollständigt Das Omen die Satanismus-Trilogie der Oscar-Gewinner. Statt einem vom Teufel besessenen Mädchen, haben wir es hier mit dem leibhaftigen Sohn Satans zu tun. Damien ist fünf Jahre alt, fährt gerne Dreirad und tötet gelegentlich Menschen auf höchst mysteriöse Art und Weise. Als ein Priester Damiens Adoptivvater erklärt, dass es sich bei dessen Sohn um den Antichrist handelt, kann dieser zunächst nur müde darüber lächeln. Doch die Anzeichen häufen sich und bald lässt sich die schreckliche Wahrheit nicht mehr leugnen. Bei Das Omen war es vor allem die musikalische Untermalung, welche die Academy überzeugte. Komponist Jerry Goldsmith erhielt den Oscar in der Kategorie Beste Filmmusik (Original Score).
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Von übernatürlichen Dämonen auf Erden gehts es nun zu außerirdischen Wesen aus Fleisch und Blut. Oder sollte es heißen: Fleisch und Säure? Den beim Alien aus dem gleichnamigen Film ist selbst das Blut eine tödliche, alles verätzende Gefahr. Von H.R. Giger kreiert und von Ridley Scott inszeniert lehrt der Xenomorph einer ganzen Raumschiffbesatzung das Fürchten. Nach und nach schlachtet das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt die Crew der Nostromo ab und geht dabei äußert intelligent vor. Eine nie zuvor erreichte Dimension von Sci-Fi-Horror, der sich den Oscar in der Kategorie Beste visuelle Effekte schnappte.
American Werewolf (1981)

Mit der Oscar-Verleihung 1982 führte die Academy eine weitere Kategorie ein, bei der Horrorfilme gut punkten konnten. Im Jahr zuvor gab es Beschwerden, dass die Maskenbildner von David Lynchs Der Elefantenmensch nicht entsprechend gewürdigt wurden. In Zukunft sollte es eine Kategorie namens Bestes Make-up geben, die diesen Missstand beheben sollte. Der erste Gewinner entsprang sogar den Horrorgenre. In American Werewolf verwandelt sich ein junger Student in eine furchterregende Bestie. Für die damaligen Verhältnisse wirkte die Transformation zum Ungeheuer sehr überzeugend und machte die kultige Horrorkomödie zu einem recht ungewöhnlichen Oscargewinner.
Die Fliege (1986)

Auch Die Fliege wäre wohl nie auch nur in die Nähe eines Oscars gekommen, hätte es die Kategorie Bestes Make-up nicht gegeben. Doch wie es American Werewolf fünf Jahre zuvor tat, holte auch David Cronenbergs Horrorklassiker die einzige Trophäe, für die er nominiert war. Das soll den Film allerdings keineswegs abwerten. Die Geschichte um den verrückten Wissenschaftler Seth Brundle, der seine DNS mit der einer Fliege kombiniert und infolgedessen zum Monster mutiert, ist auch aus heutiger Sicht noch verstörend und abartig. Die Fliege ist ein zeitloses Ekelpaket, ein einflussreicher Film in der Geschichte des Horrorkinos, der viele Werke inspiriert hat und etliche Male parodiert wurde.
Bram Stokers Dracula (1992)

Oscar-Rekordsieger unter den Horrorfilmen ist trotz zehn Nominierungen nicht der Exorzist. Bram Stokers Dracula kam zwar nur viermal in die engere Auswahl, konnte aber gleich drei Preise abräumen. In den Kategorien Bestes Kostümdesign, Bester Tonschnitt und Bestes Make-up hat die Romanverfilmung alle anderen Filme aus dem Jahr 1992 hinter sich gelassen. Francis Ford Coppola inszenierte die Vampirgeschichte, bei dem Anthony Hopkins als Abraham van Helsing seinen Schauspielkollegen Gary Oldman als Graf Dracula jagt.
Sleepy Hollow (1999)

In Sleepy Hollow häufen sich die Todesfälle. Allen Anschein nach geht ein Serienkiller umher, der seine Opfer enthauptet und deren Köpfe mitnimmt. Polizist Ichabod Crane soll die Verbrechen aufklären, doch von den Einheimischen bekommt er statt echter Hilfe nur Gruselgeschichten. Ein kopfloser Reiter soll für die Morde verantwortlich sein. Für den von Johnny Depp gespielten Protagonisten ist das alles nur Humbug, bis er es selbst mit eigenen Augen sieht. Regisseur Tim Burton ist bekannt dafür, viel Wert auf das Äußere seiner Filme zu legen. Mit Sleepy Hollow schufen er und seine Set-Designer ein wunderbar schauriges Dorf, welches man sich ohne Serienmörder kaum vorstellen kann. Dafür gab es dann auch den Oscar in der Kategorie Bestes Szenenbild.
Sweeney Todd: Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (2007)

Tim Burton führt Regie, Johnny Depp spielt die Hauptrolle und es gibt einen Oscar in der Kategorie Bestes Szenenbild. Acht Jahre später wiederholen sich die Ereignisse, ein paar Unterschiede gibt es aber doch. Statt in Sleepy Hollow finden wir uns nun in der Fleet Street wieder, wo der Barbier Sweeney Todd seine Klinge etwas zu großzügig ansetzt. Diesmal ist Johnny Depp nicht der unschuldige Held, sondern der Mörder selbst. Als er 15 Jahre nach seiner Verbannung aus London in seine Heimat zurückkehrt, erfährt er von der Vergewaltigung und dem Tod seiner Frau. Von nun an will er Rache und das um jeden noch so blutigen Preis.
Wolfman (2010)

Der bisher letzte Gewinner aus dem Horrorgenre kommt ebenfalls mit Déjà-vu-Effekt. Ein Werwolf, der in der Kategorie Bestes Make-up abstaubt und sonst keine weiteren Nominierungen vorzuweisen hat? Das gab es doch schon bei American Werewolf! Genau… und Wolfman machts nach. Wie bereits 29 Jahre zuvor sorgt Maskenbildner Rick Baker für die gruselige Fratze der titelgebenden Bestie, diesmal gespielt von Benicio del Toro. Die Geschichte spielt im viktorianischen England, wo eine Reihe mysteriöser Todesfälle – natürlich ausgeführt von einem Werwolf – eine kleine Gemeinde in Angst und Schrecken versetzt.
Fazit:
Bisher gab es 14 Gewinner aus dem Horrorgenre, die insgesamt 18 Oscars mit nach Hause nahmen. Nur dreien davon ist es gelungen, mehr als einen Preis entgegenzunehmen. Bram Stokers Dracula führt mit drei Siegen die Statistik an, Der Exorzist hält dafür den Rekord für die meisten Nominierungen (10) eines Horrorfilms. Die Gesamtanzahl von Nominierungen für Gruselfilme liegt übrigens bei 101, genaueres findet ihr im Bonusteil des Halloween-Specials, wo ich alle oscarnominierten Horrorfilme aufgelistet habe. Zum Schluss geht hier noch eine ehrenwerte Nennung an King Kong aus dem Jahr 1976. Der gewann zwar keinen regulären Oscar, aber dafür einen Special Achievement Award für visuelle Effekte.
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