Ryan Gosling und Ana de Armas in Blade Runner 2049

Blade Runner 2049 | Kurzkritik & Oscar-Chancen

Blade Runner 2049 ist die Fortsetzung eines revolutionären Science-Fiction-Klassikers. Lest hier, ob der Film dem Vorgänger gerecht wird und ob er Chancen bei den Oscars hat.

Als ich hörte, dass eine Fortsetzung von Blade Runner geplant sei, hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Erstens war ich nie ein großer Fan des Klassikers von 1982 und bewunderte ihn nur wegen des enormen Einflusses, den er auf das Science-Fiction-Genre der folgenden Jahrzehnte hatte. Zweitens habe ich es mittlerweile schon zu oft erlebt, dass Filmstudios mit Fortsetzungen einfach nur ordentlich Kohle scheffeln wollen. Doch dann kam die Nachricht, dass Denis Villeneuve den Nachfolger inszenieren sollte und meine Augenbrauen hüpften erwartungsfroh nach oben. Der neue Stern am Regie-Himmel, der im Jahr zuvor mit Arrival schon einen Sci-Fi-Streifen der Extraklasse abgeliefert hat, soll also die enormen Fußstapfen von Ridley Scott ausfüllen? Wenn es einer kann, dann er! Mit meiner Vermutung zu Beginn hätte ich also falscher nicht liegen können. Aus Blade Runner 2049 wurde kein mittelmäßiger Kassenschlager, sondern ein finanzieller Flop von höchster Qualität.

Der zweite Film im Blade Runner-Universum ist genau das, was ein Sequel sein sollte. Noch immer besticht die dystopische Version von Los Angeles mit dichtem Smog und grellen Neonfarben. Was vor 35 Jahren ein ganzes Genre nachhaltig prägen sollte, führt der Nachfolger mit modernster Technik fort. Kameramann Roger Deakins sorgt für einige der atemberaubendsten Aufnahmen des Kinojahres, untermalt vom düster dröhnenden Score aus dem Hause Hans Zimmer und aufpoliert mit CGI der nächsten Generation. Die Geschichte von Blade Runner ist spannend, aber zweitrangig angesichts der Bild- und Tongewalt. Dass Harrison Ford auf seine alten Tage nochmal zu Höchstform aufläuft, ist dabei fast schon Nebensache. Blade Runner ist in erster Linie eine dystopische Vision, die immer dann glänzt, wenn sie unserer möglichen Zukunft den Spiegel vorhält.

Einst fragte Philip K. Dick mit seiner Romanvorlage: „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ Nach Blade Runner 2049 stelle ich mir die Frage: „Haben Androiden feuchte Träume?“ Wer diesen Gedanken nun unangebracht findet, sollte Denis Villeneuves meisterhaften Sci-Fi-Thriller so schnell es geht nachholen.


Bilder: Blade Runner 2049 © Sony Pictures


Oscar-Chancen von Blade Runner 2049:

Blade Runner 2049 wird bei den Oscars 2018 auf jeden Fall präsent sein, wenn auch nur in den technischen Kategorien. Vor allem für die Beste Kamera gilt der Sci-Fi-Film als großer Favorit. Roger Deakins war schließlich schon 13 Mal für einen Oscar nominiert, ohne ihn jemals gewonnen zu haben. Es wird also höchste Zeit, dass er endlich seine Auszeichnung bekommt, zumal er in Blade Runner 2049 wieder Kamerakunst auf höchstem Niveau abliefert. Optisch haben auch die visuellen Effekte und das Szenenbild für Begeisterung gesorgt, weshalb der Film auch in diesen beiden Kategorien zu den Favoriten zählt. Auch beim Ton und Tonschnitt hat Blade Runner gute Chancen. In der Kategorie Beste Filmmusik werden Hans Zimmer-Fans ihre Stimmen wohl eher an Dunkirk geben, weshalb es für Blade Runner knapp wird.

Ob es für eine Nominierung in der Kategorie Bester Schnitt reicht, bleibt abzuwarten. Traditionell haben hier die Bewerber bessere Karten, die auch als Bester Film nominiert werden. Vom Hauptpreis ist Blade Runner 2049 allerdings weit entfernt. Fortsetzungen haben hier generell einen schweren Stand und der finanzielle Erfolg spielt in dieser Kategorie auch eine wichtige Rolle. Auch für Denis Villeneuve als Regisseur stehen die Chancen eher schlecht. Mögliche Überraschungen könnten Blade Runner in den Kategorien Bestes Kostümdesign und Bester Nebendarsteller gelingen. Die Mode im Jahr 2049 hat einiges zu bieten, auch wenn Harrison Ford in seinem grauen T-Shirt den Gesamteindruck etwas trübt. Eben dieser ist es auch, der eine kleine Außenseiter-Chance als Nebendarsteller hat. Zwar rechnet momentan fast niemand mit ihm, allerdings war Sylvester Stallone vor zwei Jahren in einer ähnlichen Lage und war dann plötzlich bei den Oscars dabei. Unwahrscheinlich, aber möglich.

=> Infos & Handlung zu Blade Runner 2049

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