Oscar-Nominierungen 2018 - Meine Vorhersagen - Teil 3/3

Oscar-Nominierungen 2018 – Meine Vorhersagen – Teil 3/3

Die Oscar-Nominierungen 2018 werden bald bekanntgegeben. Hier findet ihr meine Vorhersagen zu den wichtigsten acht Kategorien, unter anderem Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller und Beste Hauptdarstellerin.

Bald ist es soweit. Am Dienstag, dem 23.01.2018 um 14:22 Uhr gibt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die Nominierungen für die 90. Oscar-Verleihung bekannt. Für mich wird es jetzt ernst, schließlich besteht das ganze Konzept meines Blogs darin, die Oscars vorherzusagen. In den vergangenen Tagen habe ich mich also intensiver als sonst mit den einzelnen Kategorien beschäftigt und bin nun bereit, meine finalen Tipps für die Oscar-Nominierungen 2018 abzugeben.

16 von insgesamt 24 Kategorien habe ich bereits bei Teil 1 und Teil 2 dieser Reihe besprochen. Da das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, folgen nun die wirklich wichtigen Wettbewerbe. Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler und natürlich die Filme selbst kämpfen um die begehrtesten Trophäen Hollywoods. Ich habe meine Vorhersagen für die Nominierungen unten aufgelistet, inklusive jeweiliger Begründung.

Oscar-Nominierungen 2018 – Meine Vorhersagen

Beste Regie

Guillermo del Toro für Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Greta Gerwig für Lady Bird
Christopher Nolan für Dunkirk
Martin McDonagh für Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Jordan Peele für Get Out

Wer den Award-Zirkus der letzten Wochen verfolgt hat, kommt in Sachen Regie nicht an Guillermo del Toro vorbei. Nicht nur gewann er den Golden Globe und den Critics‘ Choice Award in dieser Kategorie, sondern holte auch das Maximum aus seinen beiden Dankesreden heraus. Noch dazu gilt sein Film Shape of Water als einer der Topfavoriten für den Hauptpreis und wird wohl die meisten Nominierungen bei den Oscars holen. Auch Greta Gerwig halte ich für sicher dabei. Spätestens seit Natalie Portman bei den Globes darauf aufmerksam machte, dass (mal wieder) nur männliche Regisseure nominiert seien, sollten die Wähler ein Auge auf Gerwig geworfen haben. Schließlich hat sie mit Lady Bird einen der Kritikerlieblinge des Jahres gedreht.

Christopher Nolan muss auch endlich mal dabei sein. Der hat schon so einige moderne Klassiker gedreht, durfte sich aber immer nur als Autor und Produzent unter die Nominierten mischen. Mit Dunkirk sorgte er für einen der erfolgreichsten Kriegsfilme aller Zeiten. Und dass, obwohl die Machart seines neuesten Werkes nicht gerade nach Mainstream schreit. Ein weiterer Kandidat, der bisher als Autor, aber nicht als Regisseur nominiert war, ist Martin McDonagh. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ist vielleicht der größte Favorit auf den Besten Film und dementsprechend sollte auch der Regisseur einen Platz bei den Oscars finden. Ebenso wie Jordan Peele, der mit Get Out für den Überraschungshit des Jahres sorgte. Diese fünf Kandidaten sind auch deshalb meine Favoriten, weil sie bei den DGA Awards nominiert sind. Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass Luca Guadagnino mit Call Me by Your Name noch ein Wörtchen mitzureden hat und McDonagh oder Peele verdrängt.

Bestes Originaldrehbuch

Jordan Peele für Get Out
Martin McDonagh für Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Greta Gerwig für Lady Bird
Guillermo del Toro & Vanessa Taylor für Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Steven Rogers für I, Tonya

Die bisherige Awards-Saison brachte Get Out, Three Billboards, Lady Bird und Shape of Water als dominierenden Kräfte in dieser Kategorie hervor. Jordan Peele gewann den Critics‘ Choice Award, fehlte aber bei den Globes. Dort gewann wiederum Martin McDonagh, der allerdings von der Writers Guild übergangen wurde. Greta Gerwig, sowie das Shape of Water-Duo Guillermo del Toro & Vanessa Taylor sind als einzige Kandidaten bei jedem wichtigen Preis nominiert, haben jedoch noch keinen gewonnen. Der Kampf um den Sieg wird enorm spannend. Hier geht es aber erstmal nur um die Nominierungen und dort rechne mit allen vier Filmen.

Kniffliger wird es bei Platz Fünf. Hier bieten sich Steven Rogers mit I, Tonya und Emily Gordon & Kumail Nanjiani mit The Big Sick an. Beide haben eine Nominierung bei den Writers Guild Awards. I, Tonya ist zudem bei den BAFTAs dabei, während The Big Sick eine Critics‘ Choice-Nominierung verbuchen kann. So sehr ich es Emily Gordon & Kumail Nanjiani gönnen würde, tendiere ich doch eher zu Steven Rogers. Die BAFTA-Nominierung überzeugt mich einfach mehr.

Bestes adaptiertes Drehbuch

James Ivory für Call Me by Your Name
Dee Rees & Virgil Williams für Mudbound
Aaron Sorkin für Molly’s Game
Scott Neustadter & Michael H. Weber für The Disaster Artist
Jack Thorne, Steve Conrad & Stephen Chbosky für Wunder

Kaum eine Kategorie fühlt sich dieses Jahr so wettbewerbslos an wie diese. James Ivory gilt mit Call Me by Your Name schon seit Monaten als fast sicherer Gewinner. Darauf folgen Dee Rees & Virgil Williams mit Mudbound, Aaron Sorkin mit Molly’s Game und Scott Neustadter & Michael H. Weber mit The Disaster Artist. Diese Kandidaten sind diejenigen, die in den vergangenen Wochen bei Auszeichnungen für adaptierte Drehbücher meist vier von fünf Plätzen belegten. Die Konkurrenz ist aber auch nicht wirklich groß. Das Jahr 2018 glänzt mit einer Unmenge an hervoragenden Originaldrehbüchern. Doch Adaptionen sind eher rar gesät.

Platz Fünf ist für mich daher ein ziemlicher Schuss ins Blaue. Jack Thorne, Steve Conrad & Stephen Chbosky haben das Bestseller-Kinderbuch Wunder in ein Filmskript umgewandelt. Das fertige Werk kam bei den Kritikern überraschend gut an, was letztendlich auch zu einer Critics‘ Choice-Nominierung für das Drehbuch führte. Vielleicht konnte der Film die Eltern unter den Academy-Mitgliedern besonders bewegen und so auf die nötigen Stimmen kommen.

Bester Nebendarsteller

Sam Rockwell in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Willem Dafoe in Florida Project
Richard Jenkins in Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Woody Harrelson in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Armie Hammer in Call Me by Your Name

Über Sam Rockwell und Willem Dafoe brauchen wir nicht lange reden. Dafoe hat die frühen Kritikerpreise dominiert und galt lange Zeit als Topfavorit. Seit den Golden Globes hat sich das Blatt jedoch zugunsten von Sam Rockwell gewendet, der neben dem goldenen Erdball, auch noch den Critics‘ Choice- und den SAG Award bekam. Richard Jenkins hat zwar nichts Besonderes gewonnen, war aber auch so gut wie immer mit dabei. Die enorme Beliebtheit von Shape of Water dürfte ihm natürlich auch in die Karten spielen.

Sowohl bei den SAG-Awards als auch bei den BAFTAs war ich überrascht, dass neben Sam Rockwell noch Platz für einen zweiten Three Billboards-Darsteller war. Ich glaube, dass Woody Harrelson auch bei den Oscars dabei sein wird. Wenn es einen weiteren Film gibt, der im vergangenen Jahr mit starken Nebendarstellern von sich reden machte, dann ist es Call Me by Your Name. Armie Hammer und Michael Stuhlbarg konnten beide ähnlich viel Lob einheimsen. Nach allem, was ich gehört habe, hat Stuhlbarg wohl eine entscheidende Szene, die alles andere in den Schatten stellt. Ich tendiere dennoch zu Armie Hammer, der eine viel größere Rolle im Film spielt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass sich die Stimmen so ungünstig verteilen, dass Call Me by Your Name leer ausgeht und stattdessen Christopher Plummer auftaucht. Bei den Golden Globes habe ich auch nicht mit ihm gerechnet und plötzlich war er da.

Beste Nebendarstellerin

Allison Janney in I, Tonya
Laurie Metcalf in Lady Bird
Mary J. Blige in Mudbound
Holly Hunter in The Big Sick
Octavia Spencer in Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Kurioserweise ergibt sich hier ein ähnliches Bild wie bei den Männern. Lange Zeit räumte Laurie Metcalf einen Preis nach dem anderen ab. Dann kamen die Golden Globes, die Critics‘ Choice Awards und die SAG-Awards und plötzlich war Allison Janney die Frau an der Spitze. Eine Nominierung ist für beide so gut wie sicher.

Ebenfalls hoch im Kurs steht Mary J. Blige. Mudbound bietet in Sachen Schauspieler einen großen Cast voller rundum gelungener Performances. Doch irgendwie hat es Mary J. Blige geschafft, aus diesem Ensemble hervorzustechen, was unter anderem eine SAG- und eine Critics Choice-Nominierung einbrachte. Ähnlich erfolgreich ist Holly Hunter mit ihrer Rolle als Mutter der komatösen Emily in The Big Sick. Diese vier Frauen gelten schon seit Beginn der Awards-Saison als aussichtsreiche Kandidatinnen für die Beste Nebendarstellerin. Den letzten Platz vergebe ich an Octavia Spencer, die zwar bei den SAG-Awards gefehlt hat, aber in der Academy sehr beliebt zu sein scheint. Außerdem ist sie im Gegensatz zu Mary J. Blige oder Holly Hunter bei den BAFTAs dabei.

Bester Hauptdarsteller

Gary Oldman in Die dunkelste Stunde
Daniel Day-Lewis in Der seidene Faden
Timothée Chalamet in Call Me by Your Name
Daniel Kaluuya in Get Out

Denzel Washington in Roman Israel, Esq.

Gary Oldman sollte klar sein. Seit sein Winston Churchill das erste Mal über die Leinwand wanderte, sind sich alle einig: Der Oscar gehört ihm. Golden Globes, Critics‘ Choice- und SAG-Award hat er schon. Spricht also alles dafür, dass die Prophezeihung eintrifft. Daniel Day-Lewis ist Rekordgewinner in dieser Kategorie und hat angekündigt seine Karriere als Schauspieler zu beenden. Zwar fehlt ihm eine SAG-Nennung, doch die Academy wird ihm sicher die Ehre erweisen und ihm eine letzte Oscar-Nominierung bescheren.

Timothée Chalamet ist vor allem bei den Kritikern beliebt und war in den letzten Monaten gefühlt immer und überall nominiert. Auch Daniel Kaluuya, ohne den ich mir Get Out nicht vorstellen kann, war bei alllen wichtigen Auszeichnungen vertreten. Auf Platz Fünf hatte ich lange Zeit James Franco stehen. In The Disaster Artist liefert er eine wahrhaft einzigartige Performance. Allerdings gibt es nun auch gegen ihn Anschuldigungen wegen sexuellem Fehlverhaltens. Die Vorwürfe wurden unmittelbar nach den Golden Globes laut und damit nur wenige Tage vor Ende der Nominierungsfrist. Die meisten Wähler dürften bis dahin ihre Stimme schon abgegeben haben, doch gut möglich, dass Franco aufgrund des Skandals einige Stimmen eingebüßt hat.

Da ich schon zuvor leichte Bedenken hatte, ob James Francos Rolle als Tommy Wiseau wirklich oscartauglich ist, habe ich mich nun umentschieden. Denzel Washington ist zwar auch keine leichte Wahl, da sein Film Roman Israel Esq. weder sehr bekannt, noch sehr beliebt ist. Doch ungeachtet der Qualität des Films soll seine Leistung weltklasse sein. Immerhin hat er eine SAG-Nominierung und ist generell in seiner Karriere sehr häufig bei den Oscars dabeigewesen.

Beste Hauptdarstellerin

Frances McDormand in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Sally Hawkins in Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Saoirse Ronan in Lady Bird
Margot Robbie in I, Tonya
Meryl Streep in Die Verlegerin

Lange Zeit sah es so aus, als ob sich hier das spannendeste aller Oscar-Rennen entwickelte. Mittlerweile hat Frances McDormand allerdings ohne Ende abgeräumt und dürfte als klare Favoritin ins Rennen gehen. Sally Hawkins ist für ihre stumme Performance in Shape of Water sicherlich auch dabei und Saoirse Ronan hat mit Lady Bird immerhin den Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie gewonnen. Die vierte Schauspielerin, die bei allen wichtigen Awards nominiert war ist Margot Robbie. In I, Tonya liefert sie die wohl beste Performance ihrer noch jungen Karriere ab und sollte es damit auch zur Nominierung schaffen.

Platz Fünf lieferte in der bisherigen Awards-Saison immer mal wieder kleine bis große Überraschungen, ist also nicht ganz so fest besetzt wie die anderen. Allerdings reden wir hier von den Oscars, also wird es mal wieder Meryl Streep werden. Klar kann immer das eine Jahr kommen, in dem die Academy sagt: „20 Nominierungen sind genug. Jetzt darf mal jemand anderes ran.“ Aber ich glaube nicht, dass es dieses Jahr schon so weit ist. Dafür passt Die Verlegerin zu gut in den aktuellen politischen Kontext der USA.

Bester Film

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Lady Bird
Dunkirk
Get Out
Call Me by Your Name
Die Verlegerin
Florida Project
I, Tonya

Bei der Vorhersage zum Besten Film muss ich nicht nur tippen, wer nominiert wird, sondern auch wie viele. Seit das aktuelle Wahlsystem mit fünf bis zehn möglichen Plätzen eingeführt wurde, gab es viermal neun Nominierte und zweimal acht Nominierte. Ich richte mich nach dieser Statistik und tippe dieses Jahr ebenfalls auf neun Finalisten.

Einige davon sehe ich mit absoluter Sicherheit dabei. Three Billboards hat die SAG Awards dominiert und Shape of Water sicherte sich den PGA Award. Zusammen mit Lady Bird, Dunkirk und Get Out ergeben sich fünf Filme, die für mich zum engen Favoritenkreis zählen. Lady Bird und Get Out waren die beiden Kritikerlieblinge des Jahres und Dunkirk ist ein künstlerisch ambitionierter Streifen im Blockbuster-Format. Alle diese Filme waren in der Awards-Saison dauerpräsent. Einzig und allein Dunkirk mangelt es etwas an den Schauspielern, was der Film aber mit seinen technischen Errungenschaften wieder wettmacht. Zwei weitere Kandidaten waren lange gut im Rennen, ließen aber in den letzten Wochen stark nach. Call Me by Your Name und Die Verlegerin konnten bei den Kritikerpreisen überzeugen, bekamen aber von den Gilden nur wenig Aufmerksamkeit. Für eine Nominierung sollte es aber trotzdem reichen.

Nun gibt es noch zwei Plätze zu vergeben und ich habe noch vier Kandidaten, denen ich eine Nominierung zutraue. Die dunkelste Stunde wurde vor allem von BAFTA gepusht und punktet mit Gary Oldman und in vielen handwerklichen Disziplinen. Vor einigen Jahren wäre das ein Kandidat für den Oscar-Sieg gewesen, doch heutzutage bevorzugt die Academy eher die kleineren, intimeren Filme mit wenig Mitteln, aber einem umso besseren Drehbuch. Einen Film wie Florida Project zum Beispiel, der mit nur zwei Millionen Dollar daherkommt, eine emotionale Geschichte aus der unschuldig-verspielten Sicht eines Kindes liefert, etwas Sozialkritik verbaut und dazu noch mit überzeugenden Darstellern glänzt. Bis auf Willem Dafoe und den ein oder anderen Independent-Award hat der Film zwar bisher kaum etwas gewonnen. Doch für Platz Acht oder Neun bei den Oscars könnte es reichen.

The Big Sick hat eine SAG-Ensemble- und eine PGA-Nominierung, was nicht zu verachten ist. Allerdings ist mir der Film zu sehr romantische Komödie für die Oscars. Er bietet eben nur ein hervorragendes Drehbuch mit den richtigen Darstellern. Im Vergleich mit anderen Kandidaten liefert er aber keinen Grund für die zahlreichen Nebenzweige der Academy, ihn zu wählen. Dann doch lieber I, Tonya. Der kann nämlich ebenfalls ein gutes Drehbuch und gute Schauspieler liefern, hat darüber hinaus aber auch klasse Kostüme, einen gewagten Schnitt und interessante Kameraperspektiven. Auch wenn der Film sicher etwas polarisiert, rechne ich mit einer Nominierung.

Bild: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri © 20th Century Fox

So, das waren meine finalen Vorhersagen für die Oscar-Nominierungen 2018. Wer sind eure Favoriten?

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