Nur noch wenige Wochen bis zu den Oscars 2018. Hier findet ihr alle Nominierten in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm, mit Trailern, Informationen zur Handlung und den jeweiligen Oscar-Chancen.
In der Nacht von Sonntag, dem 04.03.2018, auf den darauffolgenden Montag findet die 90. Oscar-Verleihung statt. In 24 Kategorien ehrt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die besten Filme und Filmschaffenden des Jahres. Die Nominierten stehen schon fest. Bis zur großen Gala Anfang März ist also noch ausreichend Zeit, sich mit den einzelnen Kandidaten und deren Oscar-Chancen zu befassen. In den kommenden Wochen möchte ich euch die verschiedenen Kategorien und deren Nominierte vorstellen. Außerdem versuche ich bereits eine grobe Prognose abzugeben, welche der Wettbewerber am ehesten einen Goldjungen mit nach Hause nehmen.
In den vergangenen beiden Tagen habe ich bereits die Nominierten in den Kategorien Bester Kurzfilm und Besten Dokumentar-Kurzfilm besprochen. Nun möchte ich die Trilogie der kleinen Oscar-Anwärter abschließen. Heute geht es um die Disziplin Bester animierten Kurzfilm, wo nur die Animationsfilme antreten, die nicht länger als 40 Minuten sind.
Bei den Kurzfilmen ist eine Vorhersage besonders schwer, da es kaum aussagekräftige Statistiken gibt, die auf einen Sieg hinweisen. Auch die mediale Berichterstattung kümmert sich nur sehr wenig um die drei kleinen Kategorien. Anders als bei den beiden anderen Kurzfilm-Kategorien sind die Kandidaten teilweise schon jetzt in voller Länge und kostenlos online verfügbar. Daher bin ich hier auch etwas optimistischer, was meine Vorhersage angeht. Zumindest habe ich diesmal zwei klare Favoriten.
Unten findet ihr die Nominierten für den Oscar 2018 in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm mit Trailern, Informationen zur Handlung und meiner jeweiligen Oscar-Einschätzung.
Oscar 2018 Bester animierter Kurzfilm – Die Nominierten
Dear Basketball
Kobe Bryant könnte bald der erste Mensch sein, der nicht nur die NBA gewinnt, sondern auch einen Oscar. Als die Basketball-Legende 2016 seine Legende beendete, widmete er den Sport ein Gedicht namens Dear Basketball. Nun tritt dieses Stück Poesie auch bei den Oscars an, in Form eines Animationsfilms. In einer einzigartigen Mischung aus Realismus und Bleischriftschraffur, skizziert Dear Basketball die Anfänge von Bryants Leidenschaft, den Weg zum Ruhm und schließlich dessen emotionalen Abschied. Für die Animationen ist der Basketballer natürlich nicht selbst verantwortlich. Disney-Veteran Glen Keane, der bereits Figuren wie Arielle, Tarzan oder Pocahontas gezeichnet hat, sorgte für die gestalterische Umsetzung. Als wäre das nicht schon prominente Unterstützung genug, liefert Komponisten-Legende John Williams die musikalische Untermalung.
Aktuell ist Dear Basketball mein Favorit für den Besten animierten Kurzfilm. Kobe Bryant, Glen Keane und John Williams sind Koryphäen in ihren jeweiligen Branchen. Die ungewöhnliche Mischung dreier so außergewöhnlicher Talente führt zu einem ganz besonderen Ergebnis, das allein schon durch seine Starpower einige Wähler auf seine Seite ziehen könnte. Statt eine Trailers, seht ihr oben übrigens den Film in voller Länge.
Garden Party
Ich weiß nicht so recht, wie ich Garden Party einordnen soll. Einerseits bin ich unglaublich geflasht von der fotorealistischen Optik. So kann ich mir kaum vorstellen, wie viele Arbeitsstunden in jedem einzelnen Frame dieses Kunstwerks stecken. Andererseits fehlt mir ein emotionaler Bezugspunkt. Garden Party wirkt eher wie eine Tech-Demo, die in Eletronikmärkten läuft, um mir einen 4K-Fernseher zu verkaufen, aber nicht wie ein richtiger Film. Beeindruckend, aber trotz der kurzen Länge auch etwas langweilig. Oben findet ihr den Trailer, auf YouTube könnt ihr euch den kompletten Kurzfilm ansehen. Hier allerdings der Hinweis, dass das Video von einem privaten User und nicht von offizieller Seite hochgeladen wurde. Es ist zwar legal, den Clip dort anzuschauen, aber ob es moralisch in Ordnung ist, müsst ihr selbst entscheiden.
Garden Party ist ein spannender Kandidat im Feld, der sicherlich einige Fans findet. Im Vergleich mit Dear Basketball oder Lou, hinter denen große bekannte Namen stehen, sehe ich in dennoch als Außenseiter.
Lou
Im Fall von Lou ist der große bekannte Name Disney Pixar. Letztes Jahr gewann das Animationsstudio, welches für einige moderne Klassiker wie Toy Story, Findet Nemo oder Oben verantwortlich ist, den Oscar in dieser Kategorie. Damals war es ein süßer kleiner Vogel namens Piper die Herzen der Academy, diesmal ist es das Wesen Lou, welches nach der goldenen Statuette greift. Lou ist eine Art freundlicher Geist, der sich aus Kinderspielsachen zusammensetzt und in einer Kiste auf einem Schulhof lebt. Eines Tages bekommt er mit, wie böser Rowdy seine Mitschüler quält und ihnen dem Spaß an der Pause nimmt. Lou findet das gar nicht okay und legt sich mit dem Schulschläger an.
Allein weil Pixar hinter dem Film steckt, kann ich nicht anders, als Lou zum Favoriten zu erklären. Allerdings sehe ich Dear Basketball noch einen kleinen Tick weiter vorne. In den Kinos lief Lou zusammen mit Cars 3. Wer ihn verpasst hat, findet bei YouTube immerhin einige Szenen aus dem Film.
Negative Space
Negative Space ist wohl eher ein Außenseiter unter den Kandidaten. In der Stop-Motion-Geschichte erzählt ein Mann namens Sam über die Beziehung zu seinem Vater, der ihm vor allem das Koffer packen beigebracht hat. Wie kaum ein anderer wusste dieser, wie man Socken zu rollen und Hemden zu falten hat, damit kein Stück Platz im Gepäckstück ungenutzt bleibt. Eine etwas kuriose Geschichte, mit interessanten gestalterischen Ansätzen, meditativer Stimmung und einem herrlich ironischen Ende.
Negative Space ist zwar ganz nett, für einen Oscar wird es bei dieser Konkurrenz aber eher nicht reichen. Wenn ihr euch selbst davon überzeugen wollt, findet ihr den Film in voller Länge in der Arte-Mediathek.
Revolting Rhymes
Mit 28 Minuten Laufzeit ist Revolting Rhymes der längste Nominierte für den Besten animierten Kurzfilm. Die BBC-Verfilmung der gleichnamigen Gedichtsammlung ist eine zynische Parodie auf populäre Märchen wie Schneewittchen, Rotkäppchen oder Jack und die Bohnenranke. Es ist der große, böse Wolf persönlich, welcher die gängige Überliefung der Märchen infragestellt und seine Version der Geschichten präsentiert.
Revolting Rhymes scheint einen recht amüsanten Humor zu besitzen, doch im Vergleich zu seinen Mitkonkurrenten wirkt der Animationsstil etwas billig. Insgesamt okay, aber an einen Oscar glaube ich nicht.
Bild: Garden Party © Motion Picture in Arles
Oscar 2018 Bester animierter Kurzfilm – Wer ist euer Favorit?